Dienstag, 15. März 2016

In All den Jahren



Über das Buch:

Elsa ist Schauspielerin und Synchronsprecherin. Finn ist Künstler. Beide leben in München, im selben Haus, Tür an Tür. Durch ein einschlägiges Erlebnis begegnen sich die beiden und lernen einander kennen. Aus dieser flüchtigen Bekanntschaft entsteht eine tiefe und innige Freundschaft. Die beiden sind füreinander bestimmt. Immer wieder werden sie von Freunden mit der Frage konfrontiert, weshalb sie kein "Paar" sind. Finn und Elsa wollen ihre Freundschaft nicht aufs Spiel setzen, denn man kennt das ja - die meisten Liebesbeziehungen enden in einer Trennung und schon hat man sich nichts mehr zu sagen, aus Zuneigung werden Besitzanspruch und Gleichgültigkeit. Die tiefe Freundschaft zwischen den beiden besteht über viele Jahre und es geschieht so einiges, was dieses innige Verhältnis auf die Probe stellt.

Über die Autorin:
 
Barbara Leciejewski ist geboren in Mühlbach, einem kleinen Ort in Rheinland-Pfalz, Westrich (da wo die Leute so sprechen wie Heinz Becker, der aus dem Fernsehen,
der immer an Weihnachten kommt). Schule: Abitur in der nahen Kreisstadt Kusel. Studium der Literaturwissenschaft, Linguistik und Theaterwissenschaft in München.
Jobs am Theater (Regieassistenzen, Statisterie, Bühnengedöns – Vorhänge ziehen, Wände schieben, Türen öffnen, sowas)
Studentenjob in der Verwaltung der Bundeswehrhochschule. Synchroncutterin geworden. Familie gegründet.

Mehr Informationen auf
www.barbara-leciejewski.de

Barbara Leciejewski über "In All den Jahren"
Der Roman begann mit dem ersten Satz. Stimmt, Romane beginnen immer mit dem ersten Satz, aber manche hören damit auch schon auf. Oder wenig später. 
Wenn man mit einem Roman anfängt, sollte man wissen, was man schreiben will, wo man enden will und worum es gehen soll. Oder man sollte seine Protagonisten genau kennen und viel von ihnen wissen. Das sind gute Vorraussetzungen, dem ersten Satz eines Romans viele weitere folgen zu lassen. 
Bei In all den Jahren hatte ich nur diesen ersten Satz, der mir plötzlich ins Hirn sprang: Als ich ihn das erste Mal sah, war er nackt. 
Warum springen mir Sätze wie dieser ins Hirn? Einfach so. Bin ich noch normal? Das dachte ich damals über mich. Aber dann schrieb ich ihn auf. Immerhin war er interessanter als: Ich darf nicht vergessen, Brot einzukaufen. 
 
Ich schrieb diesen Satz auf und wusste sofort in welcher Situation das Ganze stattfand: an der Wohnungstür eines Mietshauses, Altbau in München. Er steht nackt vor der Wohnungstür seiner Nachbarin, weil er sich ausgesperrt hat. Sofort hatte ich ein Bild vor Augen und sofort wusste ich alles über die beiden, über ihren Charakter, ihr Wesen und über das, was sie später miteinander verbinden würde: eine ganz besondere, riesengroße Freundschaft. So eine, wie sie sich wahrscheinlich jeder Mensch für sein eigenes Leben wünscht. 
Ein Satz – und ein ganzer Roman faltet sich auf. Das Thema, die Protagonisten, der Stil, die Atmosphäre, alles. 
Ich wusste auch, dass sich der Roman über einen langen Zeitraum erstrecken musste. Wenn man über die Entwicklung einer Beziehung schreiben will, kann das keine Momentaufnahme sein, das liegt in der Natur der Sache.
Zwanzig Jahre. Für jedes Jahr ein Kapitel. Von 1990 bis 2010.
 
Ich bin keine große Planerin, aber über bestimmte Sachen muss ich Bescheid wissen, über das Ende zum Beispiel. 
Was soll ich sagen? Es kam dann doch irgendwie anders, als ich dachte. Das Ende, so wie es heute in meinem Roman steht, war nicht geplant. Die Geschichte hat sich dahin entwickelt, und ich musste ihr folgen. Ich habe einfach von Jahr zu Jahr geschrieben und dabei die Geschichte von Finn und Elsa entdeckt. Ich formuliere das so, denn ich wusste nicht, wohin sie führt oder was in jedem neuen Jahr passieren würde und wie sich das wiederum auf ihr Leben auswirken würde. Ich habe es einfach miterlebt, mitgefühlt und aufgeschrieben, so als wäre ich Elsa, die Ich-Erzählerin. 
 
Ich weiß, man soll keine Lieblingskinder haben, man soll keine Unterschiede machen, aber Romane sind keine Kinder. Jeder einzelne hat seinen eigenen Stellenwert, aber In all den Jahren hat für mich aus verschiedenen Gründen einen ganz besonderen und das wird sich durch nichts ändern. Das heißt nicht, dass der Roman besser ist als die anderen, das ist Geschmacksache. Es ist einfach eine sehr persönliche Sichtweise. Und warum sollte man die als Autorin nicht haben?  (Text übernommen von www.barbara-leciejewski.de)

Allgemeine Informationen:

"In all den Jahren" ist im September 2015 im Acabus Verlag erschienen. Das 448 Seiten umfassende Taschenbuch ist zum Preis von 14,90 Euro erhältlich.

Meine Gedanken zum Buch:

Bereits seit über einer Stunde sitze ich nun vor dem Rechner, starre den Bildschirm an und versuch, meine Gedanken zu "In all den Jahren" zu Papier zu bringen. Sobald ein Gedanke greifbar wird sagt mein Hirn "halt Stop, das kannst du so nicht schreiben, das ist viel zu emotional". Aber ist es nicht genau das, was der Leser einer Rezension erfahren möchte? Warum liest jemand eine Rezension? Um etwas über die Geschichte zu erfahren, die er möglicherweise zu lesen in Erwägung zieht. Ich könnte jetzt ganz trocken schreiben "In all den Jahren" hat mich bestens unterhalten, hat mir ein tolles Leseerlebnis beschert, das Buch erhält von mir eine ganz klare Leseempfehlung.

Damit würde ich der Geschichte jedoch in keinster Weise gerecht werden. Die Wahrheit ist, dass ich diesem Buch keine 5 Sterne geben möchte. Es sollte ein ganzer Sternenschauer vom Himmel regnen, nicht nur 5 mickrige Sterne...

Vielen Dank an den Acabus Verlag fürs Bereitstellen des Buches!

Als ich mit dem Lesen begonnen habe, war bereits nach den ersten 5 Sätzen  klar - wow, das ist ein Buch für mich. Nach dem ersten Kapitel hatte ich große Schwierigkeiten das Buch zur Seite zu legen um zu unterbrechen. Zu dem Zeitpunkt wo ich es gelesen habe, hatten wir hier großes Krankenlager, meine beiden Kinder waren krank zu Hause, ich selbst hatte Fieber, war gar nicht in der Lage, mehr als nur wenige Seiten zu lesen. Aber ich musste weiterlesen. Elsa und Finn wollten, dass ich Zeuge ihrer Geschichte werde, sie wollten mich teilhaben lassen an ihrem Leben, wollten, dass ich sie die ganzen 20 Jahre über begleite, in denen sich ihre Geschichte abspielt.

In dieser Zeit hat mein Körper eine Achterbahn der Emotionen durchlaufen. Es gab Zeiten, in denen habe ich herzhaft gelacht, es gab Zeiten der Aggression und der Wut, der Hilflosigkeit ob der Reaktionen der Protagonisten. Teilweise hätte ich beide gerne gepackt und geschüttelt, sie angeschrien, um ihnen klar zu machen, welche großen Fehler sie gerade dabei sind zu begehen. Und es gab Zeiten, in denen habe ich einfach nur stumm da gesessen und die Tränen fließen lassen. Mal ganz im Ernst, zum ersten Mal so richtig geheult habe ich an einer Stelle, an der Finn während Elsas Abwesenheit ihren Farn Albert versorgen sollte. Als sie wieder zu Hause war und ihren Farn entdeckt hat, ist für sie eine Welt zusammengebrochen. Finn hatte ihn "sterben" lassen - alles Leben war aus ihm gewichen, aus einer Pflanze - und ich habe Rotz und Wasser geheult!!! Barbara Leciejewski hat es geschafft, der Existenz einer simplen Topfpflanze so viel Leben und Bedeutung zu verleihen, dass ich beim Tod des Farns nicht mehr an mich halten konnte und nur noch geheult habe.

In meinen Augen ist es mehr als nur "Bücher schreiben" wenn man es schafft, den Leser in solche Emotionen zu ziehen. Es ist ein Handwerk, eine Kunst, eine Gabe.

Wenn ihr mehr über die Protagonisten erfahren möchtet, dann besucht Barbara Leciejewskis Webseite. Dort gibt es eine Leseprobe zum Buch, die euch einen ersten Eindruck verschafft. Ich selbst möchte an dieser Stelle gar nicht auf die Protagonisten und den weiteren Inhalt des Buches eingehen, da ich befürchte, in eine Sachlichkeit zu verfallen, die dem Buch nicht gerecht wird. Meine Aufgabe sehe ich gerade darin, euch an den Emotionen teilhaben zu lassen, die die Geschichte um Elsa und Finn in mir ausgelöst hat. Ich habe auch einen Blick auf andere Rezensionen zu diesem Buch geworfen - das dürft ihr auch gerne tun. Die Leser sind sich einig.

Ich danke dir, liebe Barbara, für deine Gabe, dafür dass du in mir solche Emotionen ausgelöst hast. Und ich danke dem Acabus-Verlag, der diese wunderbare Geschichte veröffentlicht hat.

"In all den Jahren" erhält von mir 20 von 5 Sternen ;)



 

2 Kommentare:

  1. Du sprichst mir aus der Seele! und ich denke schon seit Tagen nach WIE ich meine Rezension zu diesem wunderbaren Buch schreiben soll!!! Es hat mich bezaubert und wird eines meiner Lesehighlites des Jahres werden, wenn nicht sogar DAS Highlight des Jahres!
    Liebe Grüße
    Martina
    http://martinasbuchwelten.blogspot.co.at/

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  2. Liebe Sandra

    Mir hat das Buch auch total gut gefallen. Eine wunderschöne Buchbesprechung von dir.

    Liebe Grüße, Gisela

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